von Vera Fleig
Am 8.August wird in Kenia eine neue Regierung gewählt. Die Bevölkerung ist jetzt schon in heller Aufregung. Es wird befürchtet, dass es wie bereits bei
vergangenen Wahlen wieder Unruhen geben wird.
Kurz vor den Wahlen reisen mein Mann Stefan und ich Mitte Juli nochmals nach Kenia und besuchen in unserem Sommerurlaub das Kinderheim.
Bei der Vereinssitzung von Help for MiRO im Juni 2017 hatten die Mitglieder einstimmig beschlossen, dass wir die Heimleiterin vor Ort mit
Lebensmittelspenden unterstützen sollen. Aufgrund der anhaltenden Lebensmittelkrise in ganz Ostafrika und den nun bevorstehenden Wahlen, bei denen erwartet wird, dass die Geschäfte für Wochen
geschlossen bleiben, sind wir zu Hamsterkäufen losgezogen. Zwar überweist Help for MiRO 3000 Euro pro Monat zur Finanzierung des Heims, doch aufgrund der momentanen
Lebensmittelknappheit, den stark steigenden Lebensmittelpreisen und der Angst vor den Wahlen wollten wir alle auf Nummer sicher gehen.
Daher haben wir die Speisekammer mit u.a. 250kg Reis, 50l Öl, 50kg Zucker, 20kg Nudeln etc. aufgefüllt.
Während der Wahlen bleiben die Schulen und Ämter geschlossen, bis sich die neue Regierung gebildet hat. Viele Geschäfte machen wochenlang zu und auch die
Trinkwasser-und Stromversorgung seien häufig unterbrochen. Es herrscht große Unsicherheit im ganzen Land.
Help for MiRO kauft daher einen Stromgenerator sowie 2 zusätzliche 2500l Wassertanks, die vor den Wahlen mit Trinkwasser aufgefüllt werden.
Gute Vorbereitung ist wichtig, denn im Kinderheim leben momentan 38 Kinder. Am 18.Juli wurde während unserer Zeit vor Ort vom Jugendamt ein erst 2 Tage
alter Säugling ins Heim gebracht. Der Junge wurde im Krankenhaus geboren und dann von seiner Mutter aus unbekannten Gründen zurückgelassen. Wahrscheinlich, weil sie ihrem Baby als Teenagermama keine
Zukunft schenken kann. Die Hausmütter haben nun alle Hände voll zu tun, denn es leben momentan 4 Kinder unter 6 Monaten im Heim.
Immer wieder werden Säuglinge auf dem Müll ausgesetzt, im Krankenhaus zurückgelassen oder die Mutter verstirbt bei der Geburt. Viele Kinderheime lehnen die
Aufnahme von so kleinen Kindern ab, da die Versorgung schwierig und teuer ist. Das Babymilchpulver gibt es nur in der Stadt zu kaufen und das ist sehr teuer. Die medizinische Versorgung von
Säuglingen, die in den Tropen häufig an Infektionskrankheiten leiden, ist ebenfalls sehr teuer und aufwendig.
Im MiRO-Heim finden diese Babies einen Zufluchtsort. Die Heimleiterin versucht gemeinsam mit den Hausmüttern, die Säuglinge aufzupeppeln. Nachdem die
kritischsten ersten 6 Monate dann überstanden sind, wird versucht eine passende kenianische Pflegefamilie zu finden. So konnte vor kurzem die kleine Gabriela bei einer kinderlosen, kenianischen
Lehrerfamilie ein wundervolles zuhause finden.
Nicht alle Kinder haben dieses Glück. Gerade behinderte Kinder, Kinder mit Tuberkulose oder anderen Infektionskrankheiten sind in Kenia kaum vermittelbar.
Sie werden voraussichtlich im MiRO-Heim ein dauerhaftes zuhause finden.
Da die MiRO Familie weiter wächst und die Kinder größer werden, ist die Hoffnung und Sehnsucht nach einem eigenen Haus mit mehr Platz größer als je zuvor. Dank
einer für den Landkauf zweckgebundenen Großspende von einem deutschen Ehepaar rückt dieser Traum vom eigenen Land nun in greifbare Nähe. Nur 10 min zu Fuß vom jetzigen Mietshaus entfernt haben
wir bei einem unserer letzten Aufenthalte ein kleines Grundstück entdeckt, das zum Verkauf steht. Ein Grundstück, auf dem problemlos Wasser- und Strom angeschlossen werden kann und das bereits
jetzt von den Kindern als Spielplatz und Garten genutzt werden kann. Vor Ort haben wir im Namen von Help for MiRO e.V. nun alles juristisch notwendige organisiert, um dieses Land für die Kinder
zu kaufen. Wir hoffen, dass die Wahlen ruhig verlaufen. Und dass Help for MiRO nach den Wahlen endlich den notwendigen Grundbucheintrag (title deed) erhält und dank hoffentlich vieler, vieler
Spenden mit dem Bau eines eigenen Hauses für die Kinder beginnen kann.