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Aufgeben gibt es nicht!

Vera, ihr Mann Stefan und ihre Schwester Nadine kämpfen mit widrigen Umständen.

Nadine: Vera, Stefan, Ihr seid jetzt seit 6 Wochen in Kenia. Wie war Eure Ankunft?

Vera, Stefan:  Die Kinder haben sich wie immer riesig gefreut über unsere Besuche an den Nachmittagen im Heim. Drei Hausmütter, ein Askari (Sicherheitsmann), der Koch und eine Küchenhilfe haben sich gemeinsam mit Heimleiterin Josephine um 35 Kinder und sieben Babies gekümmert. Leider haben unsere beiden langjährigen Hausmütter Anfang des Jahres ihre Arbeit im Heim beendet, was sehr schade ist. Einer der Gründe ist sicherlich die zunehmende Arbeitsbelastung im Heim. Das Jugendamt bringt ohne die Zustimmung des deutschen Vereins immer weiter Babies und Kinder ins Heim. Die kenianische Heimleiterin lässt dies leider aus Mitleid geschehen. An sich haben wir immer gesagt, dass mehr als 30 bis maximal 35 Kinder nicht aufgenommen werden können, da das Haus für mehr Kinder einfach zu klein ist. Aber seit wir hier sind wurden nun noch 3 weitere Kinder gebracht, immer angeblich nur für wenige Tage bis Verwandte gefunden sind, aber nun sind es schon mehrere Wochen. Es leben also momentan 45 Kinder und 6 Hausangestellte auf engem Raum zusammen. Dadurch wird es immer schwieriger Ordnung und Hygiene einzuhalten. Ein Glück nur, dass die Kinder ab 3 Jahre unter der Woche in einen Ganztageskindergarten bzw. Ganztagesschule gehen.

Nadine: In welchem Zustand sind die Babies? 
Vera: Zwei der Babies sind stark unterernährt und wiegen nur ca. 2kg. Es war gut, dass meine Schwester einen ganzen Koffer voll hochwertigem Milchpulver für Säuglinge mitgebracht hat. Wir hoffen, dass sie dadurch an Gewicht zunehmen und stabil werden.


Nadine: Was gibt es sonst noch zu berichten?
Vera: Die schlechten Nachrichten gehen leider weiter. Vor drei Wochen waren plötzlich Ratten im Haus. Sie sind nachts von draußen durch die Fenster gekommen. Ein neuer Nachbar hat eine kleine Geflügelzucht und das lockt die Nager an. Das war schrecklich. Wir haben sofort für vierhundert Euro verschließbare Boxen gekauft, um die Essensvorräte sicher zu verstauen. Außerdem haben wir Frühjahrsputz gemacht und alles, wo die Ratten dran waren, verbrannt. Wir haben einen Kammerjäger kommen lassen, der Giftboxen ausgelegt hat. Und zwei Katzen haben wir auch gekauft.

Stefan: Ratten sind Überträger von zahlreichen Erkrankungen. Am bekanntesten ist sicher die Pestverbreitung über den Rattenfloh, aber auch andere gefährliche Krankheiten wie z.B. Salmonellosen,  die Hantavirusinfektion, Leptospirosen etc. werden von Ratten verbreitet. Wir versuchen dem Personal und auch den älteren Kindern zu erklären, wie wichtig die Bekämpfung der Plage ist und dass es wichtig ist, den Nagetieren alle Futterquellen im Haus zu entziehen. Wir haben die Lagerräume aufgeräumt und noch 2 zusätzliche große Schränke bauen lassen, um Kleiderspenden sicher zu verstauen. Desweiteren ist geplant, die Fenster engmaschig vergittern zu lassen, so dass die Ratten nicht mehr ins Haus kommen.

Nadine: Wie ist die Lage jetzt?
Vera: Etwas Besser. Der Kammerjäger kommt nun 1x pro Woche, um zu kontrollieren, dass auch wirklich keine Ratten mehr auftauchen.

Nadine: Aber du hörst dich trotzdem nicht gut an. Was ist los?
Vera: Die Hausmütter, die anfangs da waren, haben nach kurzer Zeit gekündigt oder fallen aufgrund von Krankheit länger aus. Wir haben alles versucht, um rasch geeignetes Personal zu finden. Es war letzte Woche eine wirklich verzweifelte Situation, weil es vor allem für die Versorgung der Babies ein Problem ist, wenn nur noch 1 Hausmutter da ist, um Josephine zu helfen. Zum Glück waren Schulferien, so dass unsere großen Mädels (15 und 17Jahre) fleißig mitgeholfen haben. Aber das sollte ja eigentlich niemals vorkommen. Wir haben das Jugendamt Mombasa und Kisauni informiert und um Hilfe gebeten. Da bekommt man leider nur zu hören, dass viele Heime hier Probleme mit dem Personal haben. Josephine und wir haben uns im Bekanntenkreis, in der Kirchengemeinde und Schule umgehorcht und sogar eine Stellenanzeige verfasst. Zum Glück konnten wir innerhalb von wenigen Tagen 3 neue Hausmütter finden. Ziel ist es, dass wir deren Arbeitsbedingungen nun so verbessern, dass sie auch langfristig bleiben. Dafür müssen wir weiteres Personal einstellen und dafür sorgen, dass sie mehr freie Tage bekommen.
Letztlich versuchen wir die Heimleiterin Josephine und das Jugendamt zu überzeugen, einige der Babies in Pflegefamilien zu vermitteln.
Bei allem Verständnis dafür, dass das Jugendamt zahlreiche Kinder zu vermitteln hat, muss trotzdem gewährleistet sein, dass alle Kinder im Heim gut versorgt sind. Das ist Help for MiRO den Kindern und auch den Spendern schuldig. Bei 45 Kindern ist nun die Schmerzgrenze in diesem angemieteten Haus allmählich wirklich erreicht- zumindest für jemanden aus Europa.

Nadine: Ihr seid ja aber vor allem wegen des Landkaufes nach Kenia geflogen. Wie steht es damit?
Vera und Stefan: Leider auch nicht wie erhofft. Wir haben ja im letzten Jahr für den deutschen Verein 3 kleine Grundstücke als 999-Jahre Langzeitpacht erworben. Seitdem warten wir auf die offizielle Grundbucheintragung. Unser deutscher Verein hat nun zwei Grundstückstitel erhalten. Der dritte Kaufvertrag ist auf dem Landamt angeblich einfach verschwunden. Wir haben alles nochmal neu beantragen müssen für den auf so seltsame Weise verschwundenen Titel. Das dauert. Zusätzlich haben sich erneut Landbesetzer, sogenannte „Squatters“, auf unserem Land niedergelassen, die das Land unrechtmäßigerweise für sich proklamiert haben und versuchen es zu schnell verkaufen. Das sei an der Küste Kenias häufig, erklärt unser kenianischer Anwalt. Wenn Land, in einer beliebten Gegend unbebaut ist, dann tun „Squatters“ so, als würde es ihnen gehören, um es dann für 10% des eigentlichen Kaufpreises schnell zu verkaufen. Erst nach einem Gerichtsurteil und einer Polizeirazzia konnten diese Kriminellen vertrieben werden. Es ist alles furchtbar frustrierend. Wenn man hier legal Land kaufen will, werden einem nur Steine in den Weg gelegt. Das zehrt sehr an einem. Unser Verein wollte sichergehen, dass das Land auch eingetragen ist und einen Titel hat, um Probleme in Zukunft zu verhindern. Dass das aber dann ein jahrlanger Prozess wird, damit haben wir nicht gerechnet. Wir brauchen so dringend ein größeres Haus und nun verzögern die hiesigen Behörden den geplanten Baubeginn der Mauer.

Nadine: Das klingt echt frustrierend. Warum tut Ihr Euch das eigentlich alles an?
Vera: Weil wir diese Kinder lieben. Deshalb machen wir weiter.

Nadine: Was wünscht Ihr Euch?
Vera und Stefan: Dass wir in den nächsten Wochen das neue Personal gut einarbeiten können und die neuen Hausmütter den MiRO Kindern die Zuwendung und Liebe geben, die sie verdient haben.
Wir hoffen, dass unsere Spender den Kindern treu bleiben und dass wir das Heim weiterhin mit mindestens 3000 Euro monatlich unterstützen können und parallel die Spenden für das Haus zusammen bekommen. Hoffentlich schaffen wir es, noch während den verbleibenden Wochen hier, den Beginn des Mauerbaus mitzuerleben.