Liebe Freunde des MiRo-Heims,
Ein hartes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Die Corona-Pandemie hat die Welt aus den Angeln gehoben. Auch unsere.
Zum ersten Mal in zehn Jahren konnten weder Dr. Vera Fleig und Dr. Stefan Blaser, noch ich zu unserem Kinderhilfsprojekt fliegen und uns vor Ort davon überzeugen, wie es den Kindern geht.
Obwohl uns das unheimlich traurig gemacht hat, waren wir doch froh, über Telefon, Skype oder WhatsApp Kontakt zu halten. Regelmäßig haben wir mit Heimleiterin Josephine und den Kindern schreiben oder sprechen können und waren so immer auf dem Laufenden.
Die Corona-Pandemie hat Kenia hart getroffen. “Das Virus hat uns große Angst gemacht”, sagt Heimleiterin Josephine.
Bereits im März ist das Land in einen strengen Lockdown gegangen. Die Schulen haben geschlossen und auch die MiRO-Kinder mussten von nun an von Zuhause lernen. Dafür musste aber erst einmal Equipment angeschafft werden.
Deshalb hat unser Verein Radios und Laptops gekauft. Die kleineren Kinder wurden von den Lehrern über spezielle Rundfunkprogramme Mithilfe des Radios unterrichtet. Die Älteren konnten Dank der Laptops am digitalen Unterricht ihrer Schule teilnehmen.
Doch es gab ein weiteres Problem: auch die ältesten Kinder, die normalerweise auf weiterführenden Schulen in Internaten im Norden des Landes leben, wurden ins Heim zurückgeschickt. Und somit wurde der Platz mit 45 Kindern im Alter von 2 bis 18 Jahren viel zu knapp.
Eltern, die ein paar Wochen im Homeoffice mit ihren Kindern waren, können sich vielleicht annähernd vorstellen, welche Spannungen entstehen, wenn 45 Kinder monatelang auf kleinstem Raum zuhause hocken müssen. Also haben wir in Absprache mit dem Jugendamt ein weiteres kleines Haus in der Nähe angemietet und die älteren Jungs ausquartiert. Dank zahlreicher Spenden war es uns möglich, die Miete zu bezahlen, Betten zu kaufen, Kühlschrank, Herd und andere lebenswichtige Einrichtungsgegenstände. Die sieben Jungs, die nun mit einem Hausvater zusammen in den kleinen Haus leben, sind nun zufrieden. Sie lernen kochen, kümmern sich selbst um den Haushalt und lernen so auf eigenen Beinen zu stehen.
Dazu gehört auch Nahrungsmittel anzubauen. Im März wurde Kenia von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Während der Corona-Pandemie sind die Lebensmittel-Preise zusätzlich extrem gestiegen. Um sich selbst zu versorgen, hat Josephine mit dem ältesten Jungs und ältesten Mädchen ein Landwirtschaftsprojekt aufgebaut. Auf einem nahegelegenen Acker bauen die MiRO-Kinder Mais, Spinat, Grünkohl, Kartoffeln an.
Das hilft nicht nur, sich selbst zu ernähren. Die Kinder lernen so auch, wie man Lebensmittel produziert und wie überlebenswichtig diese Fähigkeit in einer Krise ist. “Wir genießen die Zeit draußen und auch die körperliche Arbeit tut gut, wenn man ansonsten im Lockdown nicht viel tun kann”, berichtet Bob, einer der ältesten Jungs am Telefon.
Zudem hat sich auch die Möglichkeit ergeben, dass sich die Jungen mit Farmarbeit ein kleines Taschengeld verdienen können. Sie ziehen Baumsetzlinge heran und verkaufen diese auf dem Markt.
Aufgrund der Hitze und Trockenheit war es unbedingt notwendig, für die Bewässerung der Pflanzen einen Brunnen zu bauen. Wir freuen uns sehr, dass Dank großzügiger Spender der Brunnen im Sommer gebaut werden konnte.
Doch nicht nur diese Spende hat auch in diesem schwierigen Jahr das Leben der MiRO-Kinder erleichtert. Nur dank Euch, liebe Freunde, ist es möglich, weiterhin die Miete, die Hausmütter, den Koch, die Verpflegung und die medizinische Versorgung zu gewährleisten.
Wie lebenswichtig ein finanzieller Puffer für medizinische Notfälle ist, haben wir im November gemerkt. Einer der älteren Jungs hatte einen schweren Unfall. Beim Klettern stürzte er von einer Mauer. Er brach sich den Oberschenkel und zog sich Kopf-und Gesichtsverletzungen zu. Ein Schock. Vor allem weil die Situation in den Krankenhäusern aufgrund der Corona-Pandemie noch katastrophaler war als ohnehin schon. Das erste Krankenhaus, in dem er notversorgt wurde, war für solch einen Eingriff nicht vorbereitet und eine Verlegung in ein Privatkrankenhaus war notwendig. Help for MiRO hat die Kosten für die Verlegung, die notwendige Operation und Nachbehandlung übernommen “Es waren die schlimmsten Stunden meines Lebens, den Jungen so leiden sehen zu müssen”, erinnert sich Josephine. In einer Operation wurde sein Bein gerettet.
“Den Röntgenbildern nach zu urteilen, ist die Operation gut verlaufen”, sagt Ärztin Dr. Vera Fleig mit Hinblick auf die Röntgenbildern, die uns Josephine über WhatsApp weiterleitet. Leider musste er bereits kurz nach der Operation das Krankenhaus verlassen, da Corona ausgebrochen war. Josephine organisierte, dass regelmäßig ein Arzt zuhause nach ihm sieht und die ersten Tage sich eine Krankenschwestern um ihn kümmert.
Zum Geburtstag Ende November, dem 11.des Miro-Heims, konnte der 16-Jährige schon ein paar Schritte auf Krücken laufen. Weil nicht klar ist, wann die Kinder geboren wurden, wird im November eine große Geburtstagsfeier für alle veranstaltet. Eigentlich. Aufgrund der Corona – Pandemie gab es in diesem Jahr keine riesige Party mit Gästen. Stattdessen feierten die Kinder mit ihren Betreuern in kleiner Runde. Es gab einen Kuchen und Süßigkeiten – und viele glückliche Gesichter auf den Fotos, die wir geschickt bekamen. Wir hoffen sehr, dass wir im nächsten Jahr wieder live vor Ort dabei sein können.
Bis es aber soweit ist, beten wir dafür, dass alle gesund bleiben und die Corona-Pandemie bald ein Ende nimmt. Wir sind allen, die den Kindern des Miro-Heims ein besseres Leben in dieser schweren Zeit ermöglichen, von ganzem Herzen dankbar. Wir hoffen, dass die Kinder sich zu Weihnachten über das vom Verein geschickte 25kg Paket aus Deutschland freuen werden und die Kinder so wissen, dass wir in Gedanken bei ihnen sind.
Im Namen des Miro-Teams wünschen wir eine frohe Weihnacht und Gesundheit, Glück und Freude im neuen Jahr.
Bleiben Sie, bleibt Ihr, bitte gesund und zuversichtlich.
Euer Help-for-MiRo-Team
Nadine, Vera und die anderen