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Nach 3 Jahren zurück im Kinderheim

Drei Jahre sind vergangen, seitdem ich das letzte Mal in Kenia war. Corona sei verdammt. Natürlich hat uns Heimleiterin Josephine regelmäßig mit Fotos und Videos auf dem Laufenden gehalten, dennoch bin ich ein bisschen nervös, als ich nun im Dezember an das Tor klopfe. Kennen mich die Kinder noch? Haben Sie mich vergessen?
Meine Bedenken werden mit einem stürmischen Willkommen niedergestreckt. Mit lauten „Nadine, Nadine“ – Rufen, rennen die Kinder auf mich zu – und fast um. Was für eine Wiedersehensfreude!
Den Kinder geht es gut, welche Erleichterung! Wahnsinn, wie groß sie geworden sind! Die kleine Hauwa war bei letzten Besuch gerade mal ein Jahr alt und nun hält sie mit ihren 4 Jahren super mit den älteren Kindern mit.

Jetzt im Dezember haben sie Ferien und dementsprechend glücklich sind alle über die Abwechslung, die ich mitbringe. Wir verbringen die Tage mit Singen, Tanzen und Spielen. Aber morgens gehen wir erst einmal aufs Farmland. Weil das Grundstück, auf dem unser jetziges Haus steht, viel zu klein ist, haben wir ein kleines Stück Land gepachtet. Eine halbe Stunde Fußmarsch ist es entfernt. Wir wandern vorbei an brennendem Müll, weidenden Rindern und kleinen Wellblechläden, in denen Obst verkauft wird.

Das Farmland liegt in einem Tal in Kashani. Hier lernen die Kinder, wie man Gemüse anbaut: Mchicha, Mais, Tomaten und andere Gemüsesorten wachsen hier gut. Denn dank eines Brunnens, aus dem wir Wasser schöpfen, können die Pflanzen regelmäßig bewässert werden. In der sengenden Hitze die einzige Überlebenschance. Unser Koch Felix, der bereits seit zwölf Jahren eine wichtige Konstante im Leben der MiRO-Kinder ist, bringt ihnen das wichtigste zum Gemüseanbau bei.
Vor allem in den Ferien eine willkommene Abwechslung. Denn das größte Problem, ist die Wohnsituation. Für für 40 Kinder, ist das Haus viel zu klein. Ich bin geschockt, in welchem Zustand es ist. An vielen Stellen haben die Kids die Wände angemalt, oder den Putz von den Wänden gekratzt. Auch dies Folgen der Corona Pandemie -in Kenia war auch monatelanger Lockdown und die Kinder durften nicht raus. So viele Kinder auf zu engem Raum bringt dann Konflikte mit sich. Zudem haben viele der Kinder eine traumatische Vergangenheit, deren Auswirkungen sich im täglichen Verhalten spiegeln.

Die sanitären Anlagen des Hauses sind ebenfalls sanierungsbedürftig. Putzen hilft da auch kaum noch, in Kenia ist das Grundwasser sehr salzig, so dass schon nach kurzer Zeit ein brauner Film auf den Amaturen prangt.
Als wir vor einigen Jahren in das Haus hier gezogen sind, war es eine gute Lösung für die damals 20 Kleinkinder. Das Familienhaus der gehobenen Klasse war viele Jahre das Zuhause der Miro Kinder. Doch inzwischen sind viele Kinder Jugendliche und von innen entspricht das Haus überhaupt nicht mehr den Anforderungen an ein Kinderheim, in dem nun auch Teenager leben. Deshalb arbeiten wir seit Jahren daran, ein eigenes zu Hause für die Miro-Kinder zu schaffen. Während der Pandemie haben wir sogar noch ein zweites Haus für die Jugendlichen Jungs angemietet.

Wir haben als Verein dank einer großartigen Spende ein Grundstück gekauft beziehungsweise für 999 Jahre gepachtet. Mit Eurer Hilfe konnten wir genug Spenden sammeln, um nun die Bauarbeiten zu starten. Ich bin mega aufgeregt, als ich zum ersten Mal das Grundstück besuche und die Bauarbeiten begutachte. Mir kommen die Tränen. Ich kann es kaum glauben, dass unser lang gehegter Traum nun endlich Realität wird. Um das 1800m2 große Gelände ist bereits eine Mauer gezogen worden. Auch der Rohbau steht!!! Wahnsinn!!!
Dutzende Bauarbeiter sind damit beschäftigt, Gräben für die Abwasser-Dränage auszuheben, zu Mauern und Wände zu verputzen. Während oben gerade Vorbereitungen laufen, das Dach zu errichten, wird im Erdgeschoss bereits gestrichen. Auch die elektrischen Anschlüsse liegen bereits. Ich kann es einfach nicht glauben! Wir haben so lange dafür gearbeitet und mussten viele, viele Rückschläge im Laufe der Jahre einstecken. Unter anderem wurde das Land von so genannten Squattern besetzt. Eine übliche kriminelle Masche vor allem an der Küste , um Geld zu erpressen. Vor einigen Jahren wurden unser Koch und ich dann mit Gewalt vom Land vertrieben. Felix wurde dabei von Stockschlägen schwer verletzt.

Das alles ist nun vergessen beim Anblick des Rohbaus. Auch Heimleiterin, Josephine ist überglücklich. „Wir haben so sehr dafür gebetet, dass dieser Tag kommen wird. Und nun rückt er näher. Bald können die Kinder einziehen“, sagt sie und hebt die Hände zum Himmel. Doch so einfach ist das leider nicht. Noch ist das Projekt nicht vollendet. Wie überall auf der Welt haben sich auch hier die Kosten für Baumaterial um ein vielfaches verteuert. Deshalb sind wir über jeden einzelnen Cent dankbar, der uns dabei unterstützt, den Kindern des Miro Heimes die Chance auf ein besseres Leben zu geben. Hier auf dem Grundstück sollen die Kinder genug Platz zum Lernen, zum Spielen, zum Leben haben. Wir danken jedem einzelnen von ganzem Herzen, der uns dabei hilft.